86 - Medcast - Hämatologie - Anämien 1 [ID:8508]
50 von 64 angezeigt

Die folgenden zwei Podcasts behandeln die vier wichtigsten erblichen Anämien. Kugelzellanämie,

Sicherzellanämie, Telasämie und Glucose-6-phosphat-dehydrogenasemangel. Zuerst müssen

wir aber noch ein paar grundlegende Dinge zu Anämien klären. Prinzipiell spricht man bei

einem Mangel von Erythrozyten und oder Hemoglobin von einer Anämie. Die Normwerte werden etwas

unterschiedlich angegeben, aber wenn man sich für Frauen 12-16 g pro Deziliter und für Männer 13-18

g pro Deziliter merkt, macht man nichts falsch. Nach WHO-Definition besteht unter 12 bzw. 13 g

pro Deziliter eine Anämie. In der Pediatrie spricht man von einer Anämie, wenn das Hemoglobin zwei

Standardabweichungen unter der Altersnorm liegt. Vom Neugeborenen bis zum Jugendlichen gibt es

nämlich erhebliche Schwankungen. Symptome einer Anämie sind vor allem verminderte Belastbarkeit,

Tagesmüdigkeit, Tachikalie und Belastungsdyspnoe. Besteht der Verdacht auf eine Anämie, helfen ein

kleines Blutbild sowie eine körperliche Untersuchung, um Ursachen oder Differenzialdiagnosen

finden zu können. Zum kleinen Blutbild gehören unter anderem Erythrozytenzahl, Hemoglobinwert,

MCH, also mittlerer korpuskulärer Hemoglobingehalt und MCV, also mittleres korpuskuläres Volumen.

Zur genaueren Einteilung der Anämie nutzt man RDW, also Red Blood Cell Distribution Width,

sowie Reticulozyten und Ferritin. Wie man all diese Werte interpretiert, wird in einem speziellen

Podcast behandelt. Ein Blutausstrich ist bei der Fragestellung Anämie immer notwendig. Der RDW-Wert

gibt Aufschluss über die Größenverteilung, wobei ein Wert unter 17 Prozent normal ist und bei

Werten darüber eine Anisozytose vorliegt. Anisozytose heißt, die Größe der Erythrozyten

schwankt zu stark. Eine erhöhte RDW liegt zum Beispiel bei Eisenmangel, perniziöser und

thermolytischen Anämien vor. Wie angesprochen, wollen wir uns jetzt aber genauer mit hereditären

Anämien beschäftigen. Die Kugelzellanämie oder hereditäre Spherozytose ist die häufigste

hereditäre Anämie. In Deutschland gibt es etwa 33.000 Patienten mit Kugelzellanämie.

Vereinfacht gesagt liegt hier ein Membranprotein-Defekt der Erythrozyten vor, bei welchem das Protein

Ankyrin oder das Protein Spektrin oder beide defekt sind. Hier Erkrankungen kann Autosomal

rezessiv und Autosomal dominant vererbt werden. Beide Proteine, also Ankyrin und Spektrin, sind

Hauptkomponenten der Erythrozytenmembran und sind entscheidend am Aufbau des Zytoskeletts und an

der Regulierung der Perviabilität beteiligt. Durch das schadhafte Zytoskelett kommt es außerdem zu

einem Formverlust, was sich ja bereits im Namen Kugelzellanämie ausdrückt. Durch diesen Formverlust

werden die Zellen in der Milz schneller phagocytiert, was in einer herabgesetzten Lebensdauer der

Erys resultiert. Im Vordergrund steht eine normochrome hyperregeneratorische Anämie mit

Zeichen der Hämolyse. Hämolysezeichen sind erhöhte Laktatehydrogenase, vermindertes Haptoglobin und

erhöhtes indirektes Bilirubin bis hin zum Ictorus. Die Hämolysen können in Krisen auftreten,

wobei es neben der Hämolyse mit Ictorus zu Bauchschmerzen und Fieber kommen kann. Häufig

sind virale Infektionen, zum Beispiel Ringelröteln durch Parvovirus B19, Trigger für eine

hemolytische Krise. Es entsteht eine Splenomegalie. Bei Betroffenen von Kugelzellanämie finden sich

häufig auch Gallensteine aus Bilirubin. Bei lichtmikroskopischer Untersuchung der Erythrozyten

fehlt den Erythrozyten aufgrund ihrer Kugelform die übliche zentrale Auffällung. Testet man das

Hämolyseverhalten in Lösungen abfallender Osmolarität, kann im Vergleich zu normalen

Erythrozyten eine verminderte osmotische Resistenz festgestellt werden. Modernere Verfahren wie der

Kryo-Hämolysetest und die Durchfluss-Zytometrische Methode EMA-Test haben dieses Verfahren jedoch

weitgehend abgelöst. Ohne hemolytische Krisen ist eigentlich keine Therapie nötig. Bei

rezzidivierenden hemolytischen Schüben ist eine Splenektomie die Therapie der Wahl. Nach Splenektomie

sistieren die Hämolysen, die Lebensdauer der Erythrozyten normalisiert sich. Die Sicherzellanämie

ist eine autosomal-rezessive Erbkrankheit, die durch eine Punktmutation in der Beta-Kette des

Hemoglobins zustande kommt. Dadurch wird sogenanntes Sicherzellhemoglobin gebildet, das in desoxygenierten

Zustand Aggregate bildet und zu Hämolyse führt. Prinzipiell erkranken nur homozygote Patienten.

Bei Heterozygoten kann es höchstens bei starkem Sauerstoffmangel, zum Beispiel durch eine Narkose,

zu Hämolyse kommen. Die Sicherzellanämie hat die größte Verbreitung in den Malaria-Gebieten

Afrikas und Asiens. In Äquatorialafrika sind 25 bis 40 Prozent der Bevölkerung Heterozygote

Merkmalsträger. Die Häufigkeit des Defekts nimmt mit dem Abstand zum Äquator deutlich ab. Dieses

Teil einer Videoserie :

Presenters

C J C J

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:06:52 Min

Aufnahmedatum

2017-11-20

Hochgeladen am

2017-11-20 17:45:20

Sprache

de-DE

Die folgenden zwei Podcasts behandeln die vier wichtigsten erblichen Anämien: Kugelzellanämie, Sichelzellanämie, Thalassämie und Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel.

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen