Die folgenden zwei Podcasts behandeln die vier wichtigsten erblichen Anämien. Kugelzellanämie,
Sicherzellanämie, Telasämie und Glucose-6-phosphat-dehydrogenasemangel. Zuerst müssen
wir aber noch ein paar grundlegende Dinge zu Anämien klären. Prinzipiell spricht man bei
einem Mangel von Erythrozyten und oder Hemoglobin von einer Anämie. Die Normwerte werden etwas
unterschiedlich angegeben, aber wenn man sich für Frauen 12-16 g pro Deziliter und für Männer 13-18
g pro Deziliter merkt, macht man nichts falsch. Nach WHO-Definition besteht unter 12 bzw. 13 g
pro Deziliter eine Anämie. In der Pediatrie spricht man von einer Anämie, wenn das Hemoglobin zwei
Standardabweichungen unter der Altersnorm liegt. Vom Neugeborenen bis zum Jugendlichen gibt es
nämlich erhebliche Schwankungen. Symptome einer Anämie sind vor allem verminderte Belastbarkeit,
Tagesmüdigkeit, Tachikalie und Belastungsdyspnoe. Besteht der Verdacht auf eine Anämie, helfen ein
kleines Blutbild sowie eine körperliche Untersuchung, um Ursachen oder Differenzialdiagnosen
finden zu können. Zum kleinen Blutbild gehören unter anderem Erythrozytenzahl, Hemoglobinwert,
MCH, also mittlerer korpuskulärer Hemoglobingehalt und MCV, also mittleres korpuskuläres Volumen.
Zur genaueren Einteilung der Anämie nutzt man RDW, also Red Blood Cell Distribution Width,
sowie Reticulozyten und Ferritin. Wie man all diese Werte interpretiert, wird in einem speziellen
Podcast behandelt. Ein Blutausstrich ist bei der Fragestellung Anämie immer notwendig. Der RDW-Wert
gibt Aufschluss über die Größenverteilung, wobei ein Wert unter 17 Prozent normal ist und bei
Werten darüber eine Anisozytose vorliegt. Anisozytose heißt, die Größe der Erythrozyten
schwankt zu stark. Eine erhöhte RDW liegt zum Beispiel bei Eisenmangel, perniziöser und
thermolytischen Anämien vor. Wie angesprochen, wollen wir uns jetzt aber genauer mit hereditären
Anämien beschäftigen. Die Kugelzellanämie oder hereditäre Spherozytose ist die häufigste
hereditäre Anämie. In Deutschland gibt es etwa 33.000 Patienten mit Kugelzellanämie.
Vereinfacht gesagt liegt hier ein Membranprotein-Defekt der Erythrozyten vor, bei welchem das Protein
Ankyrin oder das Protein Spektrin oder beide defekt sind. Hier Erkrankungen kann Autosomal
rezessiv und Autosomal dominant vererbt werden. Beide Proteine, also Ankyrin und Spektrin, sind
Hauptkomponenten der Erythrozytenmembran und sind entscheidend am Aufbau des Zytoskeletts und an
der Regulierung der Perviabilität beteiligt. Durch das schadhafte Zytoskelett kommt es außerdem zu
einem Formverlust, was sich ja bereits im Namen Kugelzellanämie ausdrückt. Durch diesen Formverlust
werden die Zellen in der Milz schneller phagocytiert, was in einer herabgesetzten Lebensdauer der
Erys resultiert. Im Vordergrund steht eine normochrome hyperregeneratorische Anämie mit
Zeichen der Hämolyse. Hämolysezeichen sind erhöhte Laktatehydrogenase, vermindertes Haptoglobin und
erhöhtes indirektes Bilirubin bis hin zum Ictorus. Die Hämolysen können in Krisen auftreten,
wobei es neben der Hämolyse mit Ictorus zu Bauchschmerzen und Fieber kommen kann. Häufig
sind virale Infektionen, zum Beispiel Ringelröteln durch Parvovirus B19, Trigger für eine
hemolytische Krise. Es entsteht eine Splenomegalie. Bei Betroffenen von Kugelzellanämie finden sich
häufig auch Gallensteine aus Bilirubin. Bei lichtmikroskopischer Untersuchung der Erythrozyten
fehlt den Erythrozyten aufgrund ihrer Kugelform die übliche zentrale Auffällung. Testet man das
Hämolyseverhalten in Lösungen abfallender Osmolarität, kann im Vergleich zu normalen
Erythrozyten eine verminderte osmotische Resistenz festgestellt werden. Modernere Verfahren wie der
Kryo-Hämolysetest und die Durchfluss-Zytometrische Methode EMA-Test haben dieses Verfahren jedoch
weitgehend abgelöst. Ohne hemolytische Krisen ist eigentlich keine Therapie nötig. Bei
rezzidivierenden hemolytischen Schüben ist eine Splenektomie die Therapie der Wahl. Nach Splenektomie
sistieren die Hämolysen, die Lebensdauer der Erythrozyten normalisiert sich. Die Sicherzellanämie
ist eine autosomal-rezessive Erbkrankheit, die durch eine Punktmutation in der Beta-Kette des
Hemoglobins zustande kommt. Dadurch wird sogenanntes Sicherzellhemoglobin gebildet, das in desoxygenierten
Zustand Aggregate bildet und zu Hämolyse führt. Prinzipiell erkranken nur homozygote Patienten.
Bei Heterozygoten kann es höchstens bei starkem Sauerstoffmangel, zum Beispiel durch eine Narkose,
zu Hämolyse kommen. Die Sicherzellanämie hat die größte Verbreitung in den Malaria-Gebieten
Afrikas und Asiens. In Äquatorialafrika sind 25 bis 40 Prozent der Bevölkerung Heterozygote
Merkmalsträger. Die Häufigkeit des Defekts nimmt mit dem Abstand zum Äquator deutlich ab. Dieses
Presenters
C J
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:06:52 Min
Aufnahmedatum
2017-11-20
Hochgeladen am
2017-11-20 17:45:20
Sprache
de-DE
Die folgenden zwei Podcasts behandeln die vier wichtigsten erblichen Anämien: Kugelzellanämie, Sichelzellanämie, Thalassämie und Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel.